Nur zwei Stunden durfte sich Oscar Piastri über seinen zweiten Startplatz in Imola freuen. Dann muss er das Feld räumen. Im ersten Segment des Qualifyings war er mit seinem McLaren nämlich dem Haas von Kevin Magnussen im Weg gestanden. Die Stewards schalteten sich ein, und sahen einen ganz klaren Fall vor sich.

Drei Strafplätze kassiert Piastri, Standard für dieses Vergehen. Damit rutscht er hinter seinen Teamkollegen Lando Norris und hinter beide Ferrari auf den fünften Platz in der Startaufstellung zurück. Besonders bitter für den McLaren-Piloten: Der Zwischenfall ereignete sich an einem Zeitpunkt, an dem er gar nicht mehr auf der Strecke hätte sein müssen.

Es waren die letzten Minuten in Q1. Für Magnussen ging es hier um alles - er war unter dem Strich, aber wie der am Ende zehntplatzierte Nico Hülkenberg bewies, hatte der Haas die Pace für deutlich mehr. Für Magnussen alles hinfällig, denn mitten in der Tamburello-Schikane lief er bereits auf Piastri auf, der dort langsam auf der Ideallinie bummelte.

Piastri war da gerade erst aus der Box gekommen. "Als ich in den Spiegel schaute, sah ich keine Autos kommen", meinte er später in der Pressekonferenz. Gegenüber den Stewards verwies er auf das Streckenlayout, das dort eine Biegung machte. Als er Magnussen schließlich kurz vor der Schikane sah, versuchte er noch zu beschleunigen, aber es war zu spät.

McLaren-Box verschläft Magnussen-Warnung

Im Fall einer unübersichtlichen Stelle liegt es im Verantwortungsbereich des Renningenieurs, den Fahrer zu warnen. Besagter Ingenieur war jedoch damit beschäftigt, Piastri die Infos zu den Deltazeiten für die Maximal-Rundenzeit durchzugeben. Erst zu spät realisierte die Box, dass Magnussen auf einer schnellen Runde kam. So entstand ein Geschwindigkeitsunterschied von ungefähr 140 km/h.

Die Stewards überprüften vergleichbare Situationen anderer Fahrer und stellten fest, dass man andernorts stets in der Lage war, rechtzeitig zu warnen. Folglich besteht für sie kein Zweifel, dass Magnussen unnötig behindert wurde. Die Hauptschuld liegt bei der fehlenden Warnung durch das Team, daher drei Strafplätze.

"Die Warnung vom Renningenieur war etwas spät", räumte Teamchef Andrea Stella nach dem Qualifying ein. Wie Piastri Magnussen dennoch zu entgehen versuchte lobte er. Als am Ende seiner Presserunde das Stewards-Urteil eintraf, ergänzte er: "Wir akzeptieren das Urteil und werden unsere Prozesse verbessern."

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Piastri kassiert Strafe für sinnlose letzte Q1-Runden

Bitter für Piastri: Dass er zu diesem Zeitpunkt, kurz vor Ende von Q1, noch ein zweites Mal auf die Strecke kam, war praktisch sinnlos. Mit einer 1:15,940 hatte er schon neun Minuten vor Schluss sein Ticket zum Q2-Aufstieg gelöst. Für die Hinterbänkler, die später noch einmal frische Reifen aufzogen, war diese Zeit unerreichbar. Sieben Zehntel betrug Piastris Puffer in der Endabrechnung.

Trotzdem schickte ihn McLaren in den letzten Minuten noch einmal auf gebrauchten Soft-Reifen raus. Oft ist das bei Top-Teams nur ein Sicherheits-Prozess, um reagieren zu können, falls sich die Strecke in den letzten Minuten wider Erwarten deutlich verbessern sollte. Manchmal wollen Teams damit nur das Auto auf Temperatur halten, vor allem die Bremsen. In diesem konkreten Fall fuhr Piastri nicht einmal eine Zeit. Nur eine Outlap, dann eine Inlap.