Ein großes Update-Paket zum ersten Mal auszuführen ist immer eine schwierige Angelegenheit. Ferrari und Charles Leclerc haben sie in Imola am Freitag mit Bravour gemeistert. Beide Trainings beendete Leclerc auf dem ersten Rang. Einmal mit 0,104 Sekunden, einmal mit 0,192 Sekunden Vorsprung. Dennoch - auch nach 120 Minuten Abstimmungs-Arbeit ortet Leclerc mit den neuen Teilen weitere Hürden.

"Bis jetzt hat alles gut geklappt", lautet Leclercs Fazit am Freitagabend. "Ich fühle mich im Auto gut, die Upgrades funktionieren wie erwartet und sind ein guter Schritt." Auch im Renntrimm matchte sich Leclerc mit vollen Tanks und alten Reifen mit McLaren um den Favoriten-Anspruch. Die Konkurrenz bei Red Bull liegt nach einem miserablen Freitag weit zurück. Mehr dazu hier:

Im Qualifying-Trimm war daher ebenfalls ein McLaren, jener mit Oscar Piastri am Steuer, Leclercs erster Gegner in FP2. Der Ferrari hatte ihn über die ganze Runde im Griff. Dennoch - die Lücke ist nicht groß. Keine zwei Zehntel sind es nach einem Tag, an dem auch der oft stärkere McLaren von Lando Norris wegen eines Fehlers keine wettbewerbsfähige Qualifying-Simulation schaffte.

Leclerc warnt für Qualifying vor dem Wetter

Leclerc weiß, dass mit einem so groß umgebauten Update man besonders im Bereich Setup Vorsicht walten lassen muss. Die Erfahrungen mit den neuen Teilen sind noch begrenzt. Wenn sich die Streckenbedingungen für das Qualifying also stark ändern, dann könnte dieser Mangel Ferrari stärker treffen als den bereits in Miami geupdateten McLaren. Der hat also bereits ein ganzes zusätzliches Rennwochenende an Datenmaterial.

Ferrari fährt Bestzeit! Was bringt das große F1-Update? (09:45 Min.)

Und die Bedingungen sollen sich für das Qualifying ändern. "Massiv", so Leclerc nach einem Blick auf den Wetterbericht. "Der Wind wird komplett umdrehen. Das wird auf alle Autos einen großen Einfluss haben. Da müssen wir die besten sein, um diese Änderungen zu antizipieren." Denn die Formel 1 hat 2024 schon mehrmals gezeigt, dass gerade im Qualifying an der Spitze schon ein kleiner Rückschritt mehrere Positionen kosten kann. Auf eine Runde ist das Feld zu eng beieinander.

"Wir müssen auf dem Boden bleiben", lautet daher Leclercs Ansage. "Die Position auf der Strecke entscheidet hier, also wird das Qualifying sehr wichtig. Wir müssen abliefern. Da haben wir noch Arbeit vor uns." Gut für ihn: Der windanfällige Ferrari der Vorsaison ist Geschichte. Und auch die Updates sollen weiter in die Richtung gehen, den SF-24 fahrbarer zu machen.

Schwacher Carlos Sainz schiebt Durchhänger auf Setup

Vielleicht helfen könnte der bei einem Blick auf die Ergebnisse weniger euphorisch stimmende Freitag von Teamkollege Carlos Sainz. In FP1 fehlten ihm nur 0,130 Sekunden auf Leclerc, in FP2 stürzte er auf P6 ab. Während Leclerc zwei schnelle Runden auf Soft fahren konnte, war Sainz schon auf seiner ersten nicht schnell, und auf seiner zweiten patzte er in der Variante Alta und landete im Gras. 0,517 Sekunden Rückstand waren die Folge.

"FP2 haben wir als eine kleine Test-Session verwendet, um ein paar Dinge auszuprobieren", liefert Sainz danach die Erklärung. Das hatte Ferrari von vorneherein in Imola vor. Einige der Probleme der letzten Rennen, die der SF-24 besonders in langsamen Kurven gezeigt hatte, wurden nämlich nicht als grundlegende Defizite verortet, sondern auf Setup-Schwierigkeiten geschoben. Auch hier beabsichtigt das Team, einen Schritt nach vorne zu machen.

Neue Teile plus neue Setup-Ideen ergeben dann eben manchmal schlechte Trainings. Aber sie sind wichtige Lernerfahrungen. Nach zwei Sprint-Wochenenden in Folge ist Ferrari hier glücklich, endlich drei konventionelle Trainings zu haben, um die vermuteten Setup-Defizite auszusortieren. "Wenn wir zum FP1-Setup zurückgehen, fühlen wir uns hoffentlich morgen wieder stärker", ist Sainz optimistisch.